Der passiv aggressive Mann - mein wahrer Scheidungsgrund
Am Mittwoch, 7. Okt 2009 im Topic 'Wissenswertes'
Zitiert aus dem Blog: www.az-web.de
Vom Softie der Achtziger zum "Neuen Mann" und Partner mit passiv-aggressiven Zügen?
In seinem Buch „Macht, wie man sie bekommt und wie man sie nutzt“ (How to Get It, how to Use It) beschreibt der Autor Michael Korda, wie nicht wenige Männer ihre „Erniedrigung“ quasi als ein lohnendes System empfinden. Der neue Mann darf über seinen Job klagen, noch undenkbar und als erniedrigend empfunden für die Generation der Väter und Großväter.
Damit hat natürlich auch die Frauenbewegung etwas zu tun, denn sie verhalf nicht nur Frauen zu mehr Selbstbestimmung, sondern brachte im Prinzip, als Gegenentwurf zum Macho, diesen Neuen Mann, den weicheren, den „Softie“ hervor, der finanzielle Last abwerfen konnte, weil die Partnerin vielleicht ebenso oder gar mehr als er verdient, oder der als Hausmann ohne männlichen Prestigeverlust tätig sein konnte, sich also von Frau auch zur Not ernähren lassen und der vor allem auch seine Gefühle besser äußern konnte, als noch der Mann der Fünfziger-Sechziger Jahre.
Von letzeren ist ein Mann mit passiv-aggressiven Zügen allerdings weit entfernt, genau das kann er nicht oder nur ansatzweise, er verharrt vielmehr passiv in seiner unterschwelligen inneren Aggression, wirkt dabei oft "wie schaumgebremst", gleichzeitig ist er manchmal auch davon genervt, sucht aber die Gründe nicht bei oder in sich, sondern immer aussen, bei den Anderen...
Was er aber ebenso wie der Softie der Achtziger sehr gut vermag, ist die Delegation auf Frau, verspürt dabei aber gleichzeitig einen Selbst-Wertverlust, geht unterschwellig mit ihr daher in Konkurrenz, denn er will es eigentlich ja auch selbst können und naturgemäß besser machen: ein unauflösbarer Widerspruch zwischen "männlichen" Macht-und vor allem Führungsansprüchen bei gleichzeitigen Bequemlichkeitsstendenzen !
Während der Softie der achtziger Jahre dabei mehr noch an Gleichberechtigung dachte und weibliche Rollenkonzepte fraglos übernahm oder interpretierte, nutzt der passiv-aggressiv gesteuerte Typus Mann Emanzipation von Frau eher aus, um sich von Verantwortung zu befreien.
Der „Softie“ der Achtziger Jahre „ersoff“ in seinen immer präsenten Gefühlen und Befindlichkeiten, nie gab es so viele Männer-Selbsthilfegruppen, der passiv-aggressive Mann spaltet dagegen Gefühle permanent ab, zeigt diese Dissoziation durch "anklagendes"Schweigen, Verdrängen, Vergessen bis zum nörglerischen Vorwerfen..
In früheren Mann-Generationen konnte ein junger Mann auch unerfreuliche, belastende Entscheidungen als Stationen auf seinem (erfolgreichen) Weg sehen.
Der neue Mann dagegen hat seinen Auftritt mehr als ewiger Abwäger und Nicht-Entscheider, als Vermeider genau solchen Unerfreulichkeiten, denn er muss sich und anderen doch nichts mehr beweisen!
So wird er weniger Verantwortung übernehmen, kann später oder eigentlich nie erwachsen werden. Er wird daher vielleicht auch nie selbst Vater sein oder tatsächlicher Beziehungspartner.
Und die inzwischen mehr aktiv-aggressive „Neue Frau „ ?
In den Fünfzigern und noch Sechzigern war es bekanntlich noch den Frauen vorbehalten, mehr die vermittelnde, passive Rolle der Moderatorin mit Taktgefühl und Diplomatie einzunehmen, während Männer ihre Vormachtstellung durch Konfrontation suchten.
Dieses klassische Rollenbild änderte sich mit Pille und Frauenbewegung und damit entstand auch eine geschlechtsspezifische, wachsende Rollenirritation: Frau wurde forscher, fordernder, verließ immer mehr ihre angelernte Bescheidenheit, wurde damit aktiv-aggressiver, ordnete sich weniger unter, passte sich nicht automatisch den Bedürfnissen des Mannes an, wollte nicht nur mehr gefallen.
Insofern führte die Frauenbewegung im Prinzip auch zu einigen Identitätskrisen von Frau und Mann, denn nun forderten Frauen bekanntlich die gleichen Möglichkeiten, die Männern schon immer tradiert offen standen.
Während der „Softie“ sich immerhin noch um einen Dialog bemühte, monologisiert der passiv-aggressive Mann eher bevorzugt und braucht immer gute Zuhörer(innen) und damit „Publikum“ für sein Leben und seine besonderen Leistungsschilderungen, die seiner Meinung nach nie so recht Anerkennung finden. Er ist und bleibt Opfer und ist niemals auch der Täter!
Der passiv-aggressive Partner im Beziehungsalltag :
Das Paarleben mit einem passiv-aggressiv gesteuerten Mann gleicht einem Eiertanz oder dem Schlittern auf einer Eisbahn, es gibt keine Verhaltenssicherheit für die Partnerin, selten kann sie ihn einschätzen und entsprechend reagieren, weil er sich schlicht und ergreifend ambivalent zwischen seinen eigenen Widersprüchlichkeiten hin und her bewegt und damit sehr stimmungslabil ist.
Im Praxisalltag höre ich manchmal auch Folgendes: Der passiv-aggressive Mann soll ein Partner sein, der grundsätzlich überhaupt kein Problem sieht, auch wenn dringende Klärung angezeigt wäre. Das Problem hat also damit immer die Partnerin...
Ganz schnell reagiert er gekränkt, verunsichert, wird mürrisch und oft schweigsam und auf ihre offenen Fragen hinsichtlich seiner Zufriedenheit oder auch Frustration, wird er nur selten konkret antworten, eher vage bleiben und weiter für Frau oder auch andere Mitmenschen ein Rätsel sein: Hat es ihm nun gefallen, war es nun in seinem Sinne, oder ist ihm alles egal?
Seine Zu- oder eher häufigen Absagen lassen ihn oft wenig zuverlässig erscheinen, er wird als chronisch unpünktlich beschrieben, und verfügt über wenig Einfühlungsvermögen und Verständnis zum Beispiel gegenüber einer wartenden Partnerin und deren verständlichen Ärger über dieses abwertende Verhalten..
Schweigen als Methode eines passiven, jedoch scheinbaren Nachgebens, „um des lieben Friedens Willen“, gleicht einem subtilen Machtkampf, bei dem eine Partnerin meist die schlechteren Karten hat.
Manchmal geht es nur um die Frage des grundsätzlichen Besser-Wissens, des besser Informiertsein o.ä. Vor allem aber ist das zermürbende „Alles erst mal in Frage stellen“ sowohl eine Schwäche dieses Typus Mann, als auch seine dominierende Stärke.
Ist ihm alles nur noch lästig, startet er nicht selten mit einem Angriff oder einem verwirrenden Gegenzug nach dem Motto: „Immer musst du alles so genau wissen, immer hast du was für mich zu tun, nie bist du zufrieden, lass das doch sein, du siehst doch wie schwer ich gearbeitet habe und meine Ruhe brauche usw...“, oder schneidet ihr womöglich mit durchaus barschem Ton einfach die Rede ab, weil es ihn schlicht und ergreifend wenig interessiert, wie es ihr tatsächlich mit ihm geht. Von seiner durchaus im Freundes -und Bekanntenkreis gezeigten auch verbindlichen Art, zeigt er seiner Partnerin eher wenig, oft hat sie daher das Gefühl mit zwei verschiedenen Männern zusammen zu sein, sie beschreibt eine Art Dr. Jekyll-Dr. Hyde-Syndrom...
Die ablehnende wenig partnerschaftliche Haltung kann sehr ermüdend und gefühllos bei der Partnerin ankommen und letzlich wirkt dies immer destruktiv auf die Beziehung. Interessant ist, dass meist die Partnerin eines solch passiv-aggressiven Mannes einen Schlussstrich zieht und die Trennung einleitet, sich in der Praxis als Erste meldet, erst dann sieht dieser so gestrickte Mann "seine Felle schwimmen" und meldet sich ebenso oder geht auf alles zunächst widerspruchlos ein um im späteren Trennungs-und Scheidungsprozess ganz besonders auf seine Rolle als Opfer dieser Frau oder Beziehung hinzuweisen. Auch hier lehnt er also i.d.R. Mitverantwortung an der Krise ab, eher hat alles sich gegen ihn verschworen...
Aber im Prinzip finden sich im Alltag immer wieder Gelegenheiten abzulehnen, was von einem verlangt werden kann, was also einfach erwartet wird, was schlicht die Rollenerwartung als Ehemann, Lebenspartner, Freund, Gastgeber, Liebhaber, Vater, Bruder, Sohn, Mitarbeiter, Chef..usw.vorgibt.
Werden aber bestimmte Erwartungen an ihn gestellt, reagiert dieser Typus Mann empfindlich gestört, versucht sich zu entziehen.
Wie extrem er sich manchmal im inneren Widerspruch zwischen Gedachtem (und damit auch inneren, unterdrückten aggressiven Impulsen) und tatsächlich Gezeigtem oder dann Gesagtem empfinden mag, zeigt folgendes Beispiel: “Ich finde, du bist eine super Hausfrau“, sagt er z.B.
Insgeheim jedoch denkt er „Wenn ich sie jetzt zuviel lobe, hat sie schnell wieder irgendeine Beschäftigung für mich, das nervt nur, dazu habe ich wirklich keine Lust.“
Prompt meint dann auch die Partnerin hoffnungsfroh: „Kannst du mir denn eben mal gerade dabei helfen“, worauf er vermutlich in angenervtem Ton antwortet: “Du siehst doch, was ich alles zu tun habe, ich muß mich um Wichtigeres kümmern als um deinen Kram, mal sehen, wenn, dann helfe ich später, mal schauen.“
Und natürlich hilft dieser Mann dann und später nicht, er drückt damit schnell aus, dass ihre Erwartung an ihn einfach eine Zumutung ist und fühlt sich mal wieder innerlich bestätigt in seiner Verärgerung darüber, dass sie tatsächlich glaubt, ihn beschäftigen zu können und auch bestätigt in seiner passiv-aggressiven Grundhaltung, wie wenig Verständnis sie für ihn und seine Bedürfnisse aufbringt. Er fühlt sich schnell zu Unrecht gefordert und in seinem Tun oder Nicht-Tun, also auch in seinem ausdrücklichen Ruhebedürfnis (Bequemlichkeitstendenzen) zu wenig gewertschätzt. Und das, auch wenn die Realität genau das Gegenteil beweist.
Ausserdem möchte er am liebsten, dass sie erahnt, was er in der Regel will, nämlich seine Ruhe.
Und so lobt er sie zunächst mit Kalkül, weil er damit eben diese Ruhe (Passivität) erreichen will, ahnt aber bereits im Ansatz, dass er sich dabei dann doch auf ihr Ding und damit ihre Erwartungen und Bedüfnisse einlassen muß und ist andererseits innerlich dem Gegenüber völlig ambivalent und aggressiv gestimmt.
Genau das aber leugnet er unbewusst, unterdrückt damit seine aggressiven Impulse, spaltet sie von sich ab, will ja nur Ruhe und Harmonie, nimmt sich selbst als lobenden, netten und gefälligen Mann wahr. Und zudem findet er sowieso grundsätzlich, dass er eigentlich doch immer Wichtigeres zu tun hat als sie oder andere.
So empfindet er es auch schnell als mangelnde Rücksichtsnahme, wenn er gefordert und damit in dieser seiner Ruhe gestört wird, gibt aber nun andererseits mit diesem Lob an die Partnerin, positive und damit gleichzeitig missverständliche Impulse weiter, denn sie glaubt ja, er sei gut gelaunt, fühlt sich in einer Stimmungssicherheit und fragt ihn deshalb.
Lobt ein passiv-aggressiver Mann, heisst das nichts anderes als: "Mach du deine Sache, ich mach mein Ding und lass mich besser in Ruhe, störe meine Kreise nicht.“ Er spiegelt durch seine innere Widersprüchlichkeit eine Pseudo-Hilfsbereitschaft, kann sehr gut etwas vertagen, vertrösten, versprechen, verschieben, vergessen, will also der nette Kerl sein, aber tatsächlich ärgert er sich über Erwartungen von ihr und Anderen, die er damit manchmal weglobt, und in Wirklichkeit überhaupt nicht erfüllen will.
Leere Versprechungen sind offensichtlich typisch für passiv-aggressives Verhalten.
Mit Versprechungen schafft man sich immerhin zunächst erst mal Freiraum, gute Laune beim Gegenüber, hat aber auch kein Problem damit, das meiste zu vergessen, was aber immer entschuldbar ist mit ... und so weiter.
„Ja, ja , das mache ich“, verspricht der passiv-aggressive Partner genervt,“ ich hole deine Mutter dann da ab.“
Tatsächlich aber lauert innerlich schon der aggressive Unterton: „Und warum schafft sie das nicht alleine, sie weiß doch, wie mich das nervt mit ihrer Mutter, sie verlangt das jetzt so einfach, was mutet sie mir da wieder zu!
Und prompt wird er das Abholen vergessen. Statt zu sagen: „Es tut mir leid, ich kann das nicht“, wird die Realität im Rahmen nicht eingehaltener Versprechungen immer so geschildert, dass man(n) es eigentlich ja auch nur vergessen konnte. Immer waren es die Umstände oder andere Menschen, niemals trägt er selbst die Verantwortung und damit Folgen!
Und statt beim nächsten Mal dann wenigstens dran zu denken, geht das Spiel aufs Neue los und die Ehefrau, die anmerkt, dass es doch ärgerlich sei, den Weihnachtsbaum bis Ostern im Kofferraum herumzufahren, statt ihn wie versprochen zu entsorgen, hat einfach eben dann keine Ahnung von seiner Belastung. Oder er tut „reuig“, lässt es aber dabei, das geht auch.
Eine klassische passiv-aggressive männliche und vor allem hier sehr verletzende Ambivalenz zeigt sich auch in folgendem Beispiel:
Die Partnerin macht einen offensichtlichen Annäherungsversuch, zeigt sich in reizvoller Pose und Wäsche, sie erwartet also eine entsprechende Reaktion von ihm! Verbal und körpersprachlich reagiert er vielleicht angemessen, im Hinterkopf und unterschwellig ärgert er sich jedoch genau darüber, will nicht „bedienen“ oder hat vielleicht sogar das Gefühl, irgendwie manipulativ in etwas hineingedrängt zu sein, was er jetzt, ausgerechnet jetzt, absolut nicht will, nun aber wohl muss.
Und so will er sich eigentlich lieber ihrem sexuellen Angebot entziehen und dann auch wieder nicht.
Sehr schnell distanziert sich daher dieser ambivalente Typus Mann, nach dem intimen Zusammensein, vom Akt und der Frau, denn die dort massiv erlebte Nähe steckt bekanntlich randvoll mit Rollenerwartungen, die er auch als bedrückend, manipulativ und einengend und nicht nur als angenehm empfindet, er geht daher häufig nach "der Liebe" in Distanz, geht unmittelbar "danach" in die Dusche, oder an den Computer, ans Fernsehen oder greift zu Zeitung oder Telefon, er macht etwas ausschliesslich mit sich selbst, klammert die Partnerin dann aus, ohne zu begreifen, wie verletzend er ist, auch das ist ausgeblendet.
Dieser Mann wird also nach dem Akt schnellstens zur Tagesordnung zurückkehren müssen, um so seine angeblich dabei verlorene Autonomie wieder „einzusammeln“. Dies geschieht nicht bewusst, wird aber von der jeweiligen Partnerin nicht selten als subtile Aggression und mangelnde Wertschätzung und große Abwertung empfunden.
Insofern kann einem Mann mit solchen Denk-und Verhaltensmustern nur durch Korrektur dieser Fehleinschätzung geholfen werden und einer gleichzeitigen Hilfestellung, seine tatsächliche männliche „Überlegenheit“ fühlen zu lernen.
Und das Ganze ist letzlich damit nicht Aufgabe einer ohnehin überforderten Partnerin, sondern sicherlich zunächst ein mal eines Coach oder therapeutischen Beraters, der die Partnerin dann letzlich miteinbeziehen wird.
Vom Softie der Achtziger zum "Neuen Mann" und Partner mit passiv-aggressiven Zügen?
In seinem Buch „Macht, wie man sie bekommt und wie man sie nutzt“ (How to Get It, how to Use It) beschreibt der Autor Michael Korda, wie nicht wenige Männer ihre „Erniedrigung“ quasi als ein lohnendes System empfinden. Der neue Mann darf über seinen Job klagen, noch undenkbar und als erniedrigend empfunden für die Generation der Väter und Großväter.
Damit hat natürlich auch die Frauenbewegung etwas zu tun, denn sie verhalf nicht nur Frauen zu mehr Selbstbestimmung, sondern brachte im Prinzip, als Gegenentwurf zum Macho, diesen Neuen Mann, den weicheren, den „Softie“ hervor, der finanzielle Last abwerfen konnte, weil die Partnerin vielleicht ebenso oder gar mehr als er verdient, oder der als Hausmann ohne männlichen Prestigeverlust tätig sein konnte, sich also von Frau auch zur Not ernähren lassen und der vor allem auch seine Gefühle besser äußern konnte, als noch der Mann der Fünfziger-Sechziger Jahre.
Von letzeren ist ein Mann mit passiv-aggressiven Zügen allerdings weit entfernt, genau das kann er nicht oder nur ansatzweise, er verharrt vielmehr passiv in seiner unterschwelligen inneren Aggression, wirkt dabei oft "wie schaumgebremst", gleichzeitig ist er manchmal auch davon genervt, sucht aber die Gründe nicht bei oder in sich, sondern immer aussen, bei den Anderen...
Was er aber ebenso wie der Softie der Achtziger sehr gut vermag, ist die Delegation auf Frau, verspürt dabei aber gleichzeitig einen Selbst-Wertverlust, geht unterschwellig mit ihr daher in Konkurrenz, denn er will es eigentlich ja auch selbst können und naturgemäß besser machen: ein unauflösbarer Widerspruch zwischen "männlichen" Macht-und vor allem Führungsansprüchen bei gleichzeitigen Bequemlichkeitsstendenzen !
Während der Softie der achtziger Jahre dabei mehr noch an Gleichberechtigung dachte und weibliche Rollenkonzepte fraglos übernahm oder interpretierte, nutzt der passiv-aggressiv gesteuerte Typus Mann Emanzipation von Frau eher aus, um sich von Verantwortung zu befreien.
Der „Softie“ der Achtziger Jahre „ersoff“ in seinen immer präsenten Gefühlen und Befindlichkeiten, nie gab es so viele Männer-Selbsthilfegruppen, der passiv-aggressive Mann spaltet dagegen Gefühle permanent ab, zeigt diese Dissoziation durch "anklagendes"Schweigen, Verdrängen, Vergessen bis zum nörglerischen Vorwerfen..
In früheren Mann-Generationen konnte ein junger Mann auch unerfreuliche, belastende Entscheidungen als Stationen auf seinem (erfolgreichen) Weg sehen.
Der neue Mann dagegen hat seinen Auftritt mehr als ewiger Abwäger und Nicht-Entscheider, als Vermeider genau solchen Unerfreulichkeiten, denn er muss sich und anderen doch nichts mehr beweisen!
So wird er weniger Verantwortung übernehmen, kann später oder eigentlich nie erwachsen werden. Er wird daher vielleicht auch nie selbst Vater sein oder tatsächlicher Beziehungspartner.
Und die inzwischen mehr aktiv-aggressive „Neue Frau „ ?
In den Fünfzigern und noch Sechzigern war es bekanntlich noch den Frauen vorbehalten, mehr die vermittelnde, passive Rolle der Moderatorin mit Taktgefühl und Diplomatie einzunehmen, während Männer ihre Vormachtstellung durch Konfrontation suchten.
Dieses klassische Rollenbild änderte sich mit Pille und Frauenbewegung und damit entstand auch eine geschlechtsspezifische, wachsende Rollenirritation: Frau wurde forscher, fordernder, verließ immer mehr ihre angelernte Bescheidenheit, wurde damit aktiv-aggressiver, ordnete sich weniger unter, passte sich nicht automatisch den Bedürfnissen des Mannes an, wollte nicht nur mehr gefallen.
Insofern führte die Frauenbewegung im Prinzip auch zu einigen Identitätskrisen von Frau und Mann, denn nun forderten Frauen bekanntlich die gleichen Möglichkeiten, die Männern schon immer tradiert offen standen.
Während der „Softie“ sich immerhin noch um einen Dialog bemühte, monologisiert der passiv-aggressive Mann eher bevorzugt und braucht immer gute Zuhörer(innen) und damit „Publikum“ für sein Leben und seine besonderen Leistungsschilderungen, die seiner Meinung nach nie so recht Anerkennung finden. Er ist und bleibt Opfer und ist niemals auch der Täter!
Der passiv-aggressive Partner im Beziehungsalltag :
Das Paarleben mit einem passiv-aggressiv gesteuerten Mann gleicht einem Eiertanz oder dem Schlittern auf einer Eisbahn, es gibt keine Verhaltenssicherheit für die Partnerin, selten kann sie ihn einschätzen und entsprechend reagieren, weil er sich schlicht und ergreifend ambivalent zwischen seinen eigenen Widersprüchlichkeiten hin und her bewegt und damit sehr stimmungslabil ist.
Im Praxisalltag höre ich manchmal auch Folgendes: Der passiv-aggressive Mann soll ein Partner sein, der grundsätzlich überhaupt kein Problem sieht, auch wenn dringende Klärung angezeigt wäre. Das Problem hat also damit immer die Partnerin...
Ganz schnell reagiert er gekränkt, verunsichert, wird mürrisch und oft schweigsam und auf ihre offenen Fragen hinsichtlich seiner Zufriedenheit oder auch Frustration, wird er nur selten konkret antworten, eher vage bleiben und weiter für Frau oder auch andere Mitmenschen ein Rätsel sein: Hat es ihm nun gefallen, war es nun in seinem Sinne, oder ist ihm alles egal?
Seine Zu- oder eher häufigen Absagen lassen ihn oft wenig zuverlässig erscheinen, er wird als chronisch unpünktlich beschrieben, und verfügt über wenig Einfühlungsvermögen und Verständnis zum Beispiel gegenüber einer wartenden Partnerin und deren verständlichen Ärger über dieses abwertende Verhalten..
Schweigen als Methode eines passiven, jedoch scheinbaren Nachgebens, „um des lieben Friedens Willen“, gleicht einem subtilen Machtkampf, bei dem eine Partnerin meist die schlechteren Karten hat.
Manchmal geht es nur um die Frage des grundsätzlichen Besser-Wissens, des besser Informiertsein o.ä. Vor allem aber ist das zermürbende „Alles erst mal in Frage stellen“ sowohl eine Schwäche dieses Typus Mann, als auch seine dominierende Stärke.
Ist ihm alles nur noch lästig, startet er nicht selten mit einem Angriff oder einem verwirrenden Gegenzug nach dem Motto: „Immer musst du alles so genau wissen, immer hast du was für mich zu tun, nie bist du zufrieden, lass das doch sein, du siehst doch wie schwer ich gearbeitet habe und meine Ruhe brauche usw...“, oder schneidet ihr womöglich mit durchaus barschem Ton einfach die Rede ab, weil es ihn schlicht und ergreifend wenig interessiert, wie es ihr tatsächlich mit ihm geht. Von seiner durchaus im Freundes -und Bekanntenkreis gezeigten auch verbindlichen Art, zeigt er seiner Partnerin eher wenig, oft hat sie daher das Gefühl mit zwei verschiedenen Männern zusammen zu sein, sie beschreibt eine Art Dr. Jekyll-Dr. Hyde-Syndrom...
Die ablehnende wenig partnerschaftliche Haltung kann sehr ermüdend und gefühllos bei der Partnerin ankommen und letzlich wirkt dies immer destruktiv auf die Beziehung. Interessant ist, dass meist die Partnerin eines solch passiv-aggressiven Mannes einen Schlussstrich zieht und die Trennung einleitet, sich in der Praxis als Erste meldet, erst dann sieht dieser so gestrickte Mann "seine Felle schwimmen" und meldet sich ebenso oder geht auf alles zunächst widerspruchlos ein um im späteren Trennungs-und Scheidungsprozess ganz besonders auf seine Rolle als Opfer dieser Frau oder Beziehung hinzuweisen. Auch hier lehnt er also i.d.R. Mitverantwortung an der Krise ab, eher hat alles sich gegen ihn verschworen...
Aber im Prinzip finden sich im Alltag immer wieder Gelegenheiten abzulehnen, was von einem verlangt werden kann, was also einfach erwartet wird, was schlicht die Rollenerwartung als Ehemann, Lebenspartner, Freund, Gastgeber, Liebhaber, Vater, Bruder, Sohn, Mitarbeiter, Chef..usw.vorgibt.
Werden aber bestimmte Erwartungen an ihn gestellt, reagiert dieser Typus Mann empfindlich gestört, versucht sich zu entziehen.
Wie extrem er sich manchmal im inneren Widerspruch zwischen Gedachtem (und damit auch inneren, unterdrückten aggressiven Impulsen) und tatsächlich Gezeigtem oder dann Gesagtem empfinden mag, zeigt folgendes Beispiel: “Ich finde, du bist eine super Hausfrau“, sagt er z.B.
Insgeheim jedoch denkt er „Wenn ich sie jetzt zuviel lobe, hat sie schnell wieder irgendeine Beschäftigung für mich, das nervt nur, dazu habe ich wirklich keine Lust.“
Prompt meint dann auch die Partnerin hoffnungsfroh: „Kannst du mir denn eben mal gerade dabei helfen“, worauf er vermutlich in angenervtem Ton antwortet: “Du siehst doch, was ich alles zu tun habe, ich muß mich um Wichtigeres kümmern als um deinen Kram, mal sehen, wenn, dann helfe ich später, mal schauen.“
Und natürlich hilft dieser Mann dann und später nicht, er drückt damit schnell aus, dass ihre Erwartung an ihn einfach eine Zumutung ist und fühlt sich mal wieder innerlich bestätigt in seiner Verärgerung darüber, dass sie tatsächlich glaubt, ihn beschäftigen zu können und auch bestätigt in seiner passiv-aggressiven Grundhaltung, wie wenig Verständnis sie für ihn und seine Bedürfnisse aufbringt. Er fühlt sich schnell zu Unrecht gefordert und in seinem Tun oder Nicht-Tun, also auch in seinem ausdrücklichen Ruhebedürfnis (Bequemlichkeitstendenzen) zu wenig gewertschätzt. Und das, auch wenn die Realität genau das Gegenteil beweist.
Ausserdem möchte er am liebsten, dass sie erahnt, was er in der Regel will, nämlich seine Ruhe.
Und so lobt er sie zunächst mit Kalkül, weil er damit eben diese Ruhe (Passivität) erreichen will, ahnt aber bereits im Ansatz, dass er sich dabei dann doch auf ihr Ding und damit ihre Erwartungen und Bedüfnisse einlassen muß und ist andererseits innerlich dem Gegenüber völlig ambivalent und aggressiv gestimmt.
Genau das aber leugnet er unbewusst, unterdrückt damit seine aggressiven Impulse, spaltet sie von sich ab, will ja nur Ruhe und Harmonie, nimmt sich selbst als lobenden, netten und gefälligen Mann wahr. Und zudem findet er sowieso grundsätzlich, dass er eigentlich doch immer Wichtigeres zu tun hat als sie oder andere.
So empfindet er es auch schnell als mangelnde Rücksichtsnahme, wenn er gefordert und damit in dieser seiner Ruhe gestört wird, gibt aber nun andererseits mit diesem Lob an die Partnerin, positive und damit gleichzeitig missverständliche Impulse weiter, denn sie glaubt ja, er sei gut gelaunt, fühlt sich in einer Stimmungssicherheit und fragt ihn deshalb.
Lobt ein passiv-aggressiver Mann, heisst das nichts anderes als: "Mach du deine Sache, ich mach mein Ding und lass mich besser in Ruhe, störe meine Kreise nicht.“ Er spiegelt durch seine innere Widersprüchlichkeit eine Pseudo-Hilfsbereitschaft, kann sehr gut etwas vertagen, vertrösten, versprechen, verschieben, vergessen, will also der nette Kerl sein, aber tatsächlich ärgert er sich über Erwartungen von ihr und Anderen, die er damit manchmal weglobt, und in Wirklichkeit überhaupt nicht erfüllen will.
Leere Versprechungen sind offensichtlich typisch für passiv-aggressives Verhalten.
Mit Versprechungen schafft man sich immerhin zunächst erst mal Freiraum, gute Laune beim Gegenüber, hat aber auch kein Problem damit, das meiste zu vergessen, was aber immer entschuldbar ist mit ... und so weiter.
„Ja, ja , das mache ich“, verspricht der passiv-aggressive Partner genervt,“ ich hole deine Mutter dann da ab.“
Tatsächlich aber lauert innerlich schon der aggressive Unterton: „Und warum schafft sie das nicht alleine, sie weiß doch, wie mich das nervt mit ihrer Mutter, sie verlangt das jetzt so einfach, was mutet sie mir da wieder zu!
Und prompt wird er das Abholen vergessen. Statt zu sagen: „Es tut mir leid, ich kann das nicht“, wird die Realität im Rahmen nicht eingehaltener Versprechungen immer so geschildert, dass man(n) es eigentlich ja auch nur vergessen konnte. Immer waren es die Umstände oder andere Menschen, niemals trägt er selbst die Verantwortung und damit Folgen!
Und statt beim nächsten Mal dann wenigstens dran zu denken, geht das Spiel aufs Neue los und die Ehefrau, die anmerkt, dass es doch ärgerlich sei, den Weihnachtsbaum bis Ostern im Kofferraum herumzufahren, statt ihn wie versprochen zu entsorgen, hat einfach eben dann keine Ahnung von seiner Belastung. Oder er tut „reuig“, lässt es aber dabei, das geht auch.
Eine klassische passiv-aggressive männliche und vor allem hier sehr verletzende Ambivalenz zeigt sich auch in folgendem Beispiel:
Die Partnerin macht einen offensichtlichen Annäherungsversuch, zeigt sich in reizvoller Pose und Wäsche, sie erwartet also eine entsprechende Reaktion von ihm! Verbal und körpersprachlich reagiert er vielleicht angemessen, im Hinterkopf und unterschwellig ärgert er sich jedoch genau darüber, will nicht „bedienen“ oder hat vielleicht sogar das Gefühl, irgendwie manipulativ in etwas hineingedrängt zu sein, was er jetzt, ausgerechnet jetzt, absolut nicht will, nun aber wohl muss.
Und so will er sich eigentlich lieber ihrem sexuellen Angebot entziehen und dann auch wieder nicht.
Sehr schnell distanziert sich daher dieser ambivalente Typus Mann, nach dem intimen Zusammensein, vom Akt und der Frau, denn die dort massiv erlebte Nähe steckt bekanntlich randvoll mit Rollenerwartungen, die er auch als bedrückend, manipulativ und einengend und nicht nur als angenehm empfindet, er geht daher häufig nach "der Liebe" in Distanz, geht unmittelbar "danach" in die Dusche, oder an den Computer, ans Fernsehen oder greift zu Zeitung oder Telefon, er macht etwas ausschliesslich mit sich selbst, klammert die Partnerin dann aus, ohne zu begreifen, wie verletzend er ist, auch das ist ausgeblendet.
Dieser Mann wird also nach dem Akt schnellstens zur Tagesordnung zurückkehren müssen, um so seine angeblich dabei verlorene Autonomie wieder „einzusammeln“. Dies geschieht nicht bewusst, wird aber von der jeweiligen Partnerin nicht selten als subtile Aggression und mangelnde Wertschätzung und große Abwertung empfunden.
Insofern kann einem Mann mit solchen Denk-und Verhaltensmustern nur durch Korrektur dieser Fehleinschätzung geholfen werden und einer gleichzeitigen Hilfestellung, seine tatsächliche männliche „Überlegenheit“ fühlen zu lernen.
Und das Ganze ist letzlich damit nicht Aufgabe einer ohnehin überforderten Partnerin, sondern sicherlich zunächst ein mal eines Coach oder therapeutischen Beraters, der die Partnerin dann letzlich miteinbeziehen wird.